Bismillāhir-rahmānir-rahīm.
Al-hamdu lillāhi rabbil-ālamīn.
Was-salātu was-salāmu alā rasūlinā muhammad,
wa alā ālihi wa sahbihi ajma’īn
In Deinem Namen lernen wir diese Dinge und nur Dir gegenüber müssen wir uns am Ende rechtfertigen.
Das Witr-Gebet ist ein Gebet mit einer ungeraden Anzahl von Gebetseinheiten, das man als letztes Gebet der Nacht verrichtet.
Der Prophet (ﷺ) sagte sinngemäß:
„Betet das Witr-Gebet als letztes Gebet eurer Nacht.„
[Sahih al-Bukhari]
Es stellt zwar keine Pflicht dar, aber eine sehr wichtige Sunnah, die auf keinen Fall ohne Weiteres unterlassen werden sollte.
Inhaltsverzeichnis:
- Wann verrichtet man es?
- Gebetszeit
- Empfohlener Zeitpunkt
- Gebete nach dem Witr-Gebet
- Wie verrichtet man es?
- Anzahl von Gebetseinheiten
- Trennen der Gebetseinheiten
- Auslassen des nicht-letzten Tashahhud’s
- Rezitation nach der Fātihah
- Alleine oder in der Gemeinschaft
- Qunūt im Witr-Gebet
- Nachholen des Witr-Gebets
1. Wann verrichtet man es?
a. Gebetszeit
Die Gebetszeit für das Witr-Gebet beginnt mit der Verrichtung des Ishā-Pflichtgebets und endet mit der Fajr-Gebetszeit.
Daher wäre es möglich, das Witr-Gebet auf einer Reise bereits in der Maghrib-Gebetszeit zu verrichten, wenn man das Ishā-Pflichtgebet entsprechend in die Maghrib-Gebetszeit vorverlegt hat.
b. Empfohlener Zeitpunkt
Wie zuvor bereits erwähnt wurde, wird das Witr-Gebet als letztes Gebet der Nacht verrichtet. Grundsätzlich verrichtet man es nachdem man das Sunnah-Gebet nach dem Ishā-Pflichtgebet verrichtet hat, aber sollte man vorhaben, später in der Nacht weitere Gebete zu verrichten, sollte man das Witr-Gebet auch dementsprechend hinauszögern.
Der Prophet (ﷺ) sagte sinngemäß:
„Wer befürchtet, am Ende der Nacht nicht aufstehen zu können, der soll das Witr-Gebet am Beginn der Nacht verrichten, aber wer meint, er könne am Ende der Nacht aufstehen, der soll das Witr-Gebet am Ende der Nacht verrichten, weil das Gebet am Ende der Nacht bezeugt wird.„
[Sahih Muslim]
c. Gebete nach dem Witr-Gebet
Es ist ohne Weiteres möglich, nach dem Witr-Gebet noch weitere Gebete zu verrichten. Dass man das Witr-Gebet jedoch als letztes Gebet der Nacht einplant, wäre dennoch vorzuziehen.
2. Wie verrichtet man es?
Im Nachfolgenden werden einige Details zu verschiedenen Variationen des Witr-Gebets behandelt.
a. Anzahl von Gebetseinheiten
Obwohl eine einzelne Gebetseinheit bereits ausreichen würde, wäre es dennoch vorzuziehen, mindestens drei Gebetseinheiten zu verrichten. Es wäre darüber hinaus noch möglich, bis zu elf Gebetseinheiten zu verrichten.
Ā’ishah (radīAllāhu anha) sagte sinngemäß:
„Der Gesandte ALLĀHs (ﷺ) verrichtete im Ramadān und außerhalb des Ramadān nicht mehr als elf Gebetseinheiten.„
[Sahīh al-Bukhārī]
b. Trennen der Gebetseinheiten
Es wäre besser, das Witr-Gebet so zu verrichten, dass es aus getrennten zweier Paaren besteht, die dann mit einer einzelnen Gebetseinheit vollendet werden.
Der Prophet (ﷺ) sagte sinngemäß:
„Das Witr-Gebet wird in Einheiten von zwei Gebetseinheiten verrichtet. Wenn man die Nähe der Morgendämmerung befürchtet, schließt man (das Witr-Gebet) mit einer einzelnen Gebetseinheit ab, damit das Nachtgebet aus einer ungeraden Anzahl besteht.„
[Sahīh al-Bukhārī]
Ein Witr-Gebet mit fünf Gebetseinheiten bestünde im Optimalfall also aus drei getrennten Gebeten:
- ein einzelnes Gebet mit zwei Gebetseinheiten
- ein einzelnes Gebet mit zwei Gebetseinheiten
- ein einzelnes Gebet mit nur einer Gebetseinheit
Die Gebetseinheiten, ohne sie aufzuteilen, in einem einzigen Gebet gemeinsam zu verrichten, wäre zwar erlaubt, aber nicht die bessere Option.
c. Auslassen des nicht-letzten Tashahhud’s
Wenn man seine Gebetseinheiten nicht aufteilt wie es in Punkt b beschrieben wurde, sondern alle Gebetseinheiten gemeinsam verrichtet, sollte man nur am Ende dieses einzelnen Gebets einen Tashahhud verrichten und keinen anderen.
Betet man sein Witr-Gebet mit drei Gebetseinheiten, wäre dies sogar umso wichtiger, weil man damit vermeiden würde, sein Witr-Gebet dem Maghrib-Pflichtgebet gleichen zu lassen.
Der Prophet (ﷺ) sagte sinngemäß:
„Betet das Witr-Gebet, mit drei Gebetseinheiten, nicht wie das Maghrib-Gebet.„
[al-Hākim und al-Bayhaqī; authentisch laut al-Hāfidh Ibn Hajar]
Ein Witr-Gebet mit drei nicht aufgeteilten Gebetseinheiten sollte sich also zumindest durch den fehlenden Tashahhud in der zweiten Gebetseinheit von dem Maghrib-Gebet unterscheiden.
Mehr als insgesamt zwei Tashahhud’s zu verrichten, würde ein (nicht aufgeteiltes) Witr-Gebet sogar ungültig machen. Also wenn dann sollte nur in der vorletzten und in der letzten Gebetseinheit ein Tashahhud verrichtet werden – bei elf Gebetseinheiten also in der zehnten und in der elften Gebetseinheit.
Und nochmal zur Erinnerung: Den vorletzten Tashahhud auszulassen, wäre besser, und sein Witr-Gebet aufzuteilen, wie es in Punkt b beschrieben wurde, wäre die beste Option.
d. Rezitation nach der Fātihah
In jeder Gebetseinheit des Witr-Gebets wäre es empfohlen, nach der Fātihah aus dem Qur’ān zu rezitieren.
Ausgenommen hiervon wären jedoch Gebetseinheiten, die nach einem nicht-letzten Tashahhud sind, wie zum Beispiel wenn man im Witr-Gebet in der vorletzten Gebetseinheit einen Tashahhud vollzieht. Weil die letzte Gebetseinheit dann nach einem Tashahhud käme, sollte darin nach der Fātihah dann nicht mehr aus dem Qur’ān rezitiert werden.
(Die allgemeine Regel bei freiwilligen Gebeten lautet nämlich, dass ein Tashahhud gewissermaßen ‚das Ende für Rezitationen nach der Fātihah markiert‘. Näheres hierzu, wenn überhaupt, in einem anderen Beitrag.)
Die für das Witr-Gebet empfohlene Rezitation wäre die Folgende:
Bei einem (nicht-aufgeteilten) Witr-Gebet mit drei Gebetseinheiten wäre es empfohlen, in der ersten Gebetseinheit Sūrat al-A’lā, in der zweiten Gebetseinheit Sūrat al-Kāfirūn und in der dritten Gebetseinheit Sūrat al-Ikhlās, Sūrat al-Falaq und Sūrat an-Nās zu rezitieren.
Bei Witr-Gebeten mit mehr als drei Gebetseinheiten rezitiert man diese Sūrahs dann einfach in den letzten drei Gebetseinheiten.
e. Alleine oder in der Gemeinschaft
Das Witr-Gebet sollte grundsätzlich alleine verrichtet werden, aber während des gesamten Ramadān wäre es empfohlen, es in der Gemeinschaft zu verrichten.
Hierbei spielt es keine Rolle, ob man am gemeinschaftlichen Tarāwīh-Gebet teilgenommen hat oder ob man das Tarāwīh-Gebet überhaupt verrichtet hat.
Wer später in der Nacht jedoch noch weitere Gebete verrichten will, verschiebt sein Witr-Gebet dann einfach entsprechend.
3. Qunūt im Witr-Gebet
Der Qunūt wird in der letzten Gebetseinheit des Witr-Gebets verrichtet, aber nur in der zweiten Hälfte des Ramadān’s – also ab dem 15. Ramadān. [Nicht vergessen, dass die Nacht laut der islamischen Zeitrechnung *vor* dem Tag kommt und der Tagwechsel nicht um 0:00 stattfindet, sondern mit dem Beginn der Maghrib-Gebetszeit.]
Weil er in diesem Zeitraum dann genauso wie im Fajr-Pflichtgebet eine starke Sunnah darstellt, sollte er dementsprechend auch nicht ohne Weiteres unterlassen werden.
Nāfi (radīAllāhu ‚anhu) sagte sinngemäß:
„Ibn Umar (radīAllāhu anhu) machte keinen Qunūt im Witr-Gebet, außer in der zweiten Hälfte des Ramadān.“
[as-Sunan al-Kubrā]
Ibn Khuzaymah (rahimahullāh) sagte:
„Die höchste Überlieferung, im Bezug auf den Qunūt im Witr-Gebet, ist über Ubay Ibn Ka’b während Umar’s Kalifat (radīAllāhu ‚anhumā). Es ist mawqūf (von einem Sahābī überliefert), dass sie den Qunūt nach der ersten Hälfte des Ramadān’s zu machen pflegten.„
[Sahīh Ibn Khuzaymah]
Der Qunūt des Witr-Gebets wird genau so verrichtet wie der
Qunūt des Fajr-Gebets. Siehe hier: Qunūt im Fajr-Gebet.
4. Nachholen des Witr-Gebets
Es ist möglich und sogar empfohlen, verpasste Witr-Gebete nachzuholen, sogar wenn diese absichtlich nicht rechtzeitig verrichtet wurden.
[siehe Rawdat at-Tālibīn, Tuhfat al-Muhtāj und Mughnī al-Muhtāj]
Und ALLĀH ta’ālā weiß es am besten.